Freitag, 6. März 2009

Mein erster Schultag II

Nachdem ich also 2 Stunden in einer 5. Klasse in Deutsch hospitiert hatte, besuchte ich nun eine 10. Klasse in Spanisch. Die Lehrerin, welche ich begleitete, war auch hier Frau Salazar, meine "Ansprechperson".

Mit mir saßen noch 2 andere Referendarinnen hinten in der Klasse und als wir reinkamen, staunten die Schüler etwas über die Anzahl an "Besuchern". Ich hörte die Bemerkung "Ah, unsere neue Mitschülerin!?", die zweifelsohne an mich gerichtet war. Ich fand das aber lustig und war nicht gekränkt, denn ich weiß ja, dass ich eher wie eine Schülerin aussehe, als wie eine Lehrerin. Zuerst wurde ein Vokabeltest geschrieben. Die Lehrerin teilte die Klasse in A und B auf, sodass man nicht von seinem Nachbarn abschreiben konnte. Dann las sie die zu übersetzenden Wörtern aus der Vokabelliste im Buch vor. Ich hätte es aber besser gefunden, wenn ein vorgedruckter Test ausgeteilt worden wäre, denn so kam es zu ein paar Unsicherheiten bezüglich der verschiedenen Gruppen und welches Wort nun für welche Gruppe bestimmt war usw. Außerdem wurde auf diese Weise unter den Schülern natürlich mehr geflüstert, denn während der eine mit der Lehrerin kurz sprach, um nochmal nach einem Wort zu fragen, fingen die andern an, sich zu unterhalten. Bei einem vorgedruckten Test ist es einfacher, für Ruhe zu sorgen, denke ich. Wahrscheinlich hatte die Lehrerin im Vorfeld aber lediglich keine Zeit gehabt, einen Test auf dem PC zu erstellen.
Nach dem Test gab Frau Salazar die kurz zuvor geschriebene Klausur zurück. Der Durchschnitt war 4,0 und da wunderte es natürlich nicht, dass viele enttäuscht über ihre Note waren und alles daran setzten, noch ein paar Punkte und damit vielleicht eine bessere Zensur rauszuholen.
Anschließend sollte nun die Korrektur der Klausur gemeinsam besprochen werden.
Das war aber ein großer Fehler, wie sich schnell rausstellte und was die Lehrerin danach auch gleich einsah. Denn den Schülern ging es nicht darum, ihre Fehler zu verbessern, sondern - wie bereits gesagt - noch ein paar Punkte zu ergattern. Es entstand eine große Diskussion zwischen der Lehrerin und einzelnen Schülern. Meiner Meinung nach hätte Frau Salazar nicht auf die einzelnen Fragen eingehen sollen, sondern sagen, dass diese Einzelfälle nach der Stunde persönlich besprochen werden würden. So wurde es nun aber sehr laut in der Klasse, denn die Schüler konnten und wollten viele ihrer Fehler nicht verstehen und diskutierten laut.
Beim Versuch, die Korrektur fortzusetzen, wurde Frau Salazar immer wieder von einzelnen Schülern unterbrochen. Während sie also mit einem einzelnen Schüler über dessen Fehler diskutierte, redeten die anderen.

Später erzählte Frau Salazar mir, dass sie und ihre Kollegen/ Kolleginnen sich abundzu gegenseitig im Unterricht besuchten, um sich Tipps zu holen oder danach Tipps zu geben, was besser gemacht hätte werden können. Ohne Bewertung also, nur zum eigenen Vorteil.
Ich halte das für eine sehr gute Idee.

Die vierte und letzte Stunde an diesem ersten Schultag verbrachte ich in einer 13. Klasse in Spanisch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, wenn möglich nicht in der Oberstufe (also Klasse 12 und 13) zu hospitieren, da ich die Schüler dieser Stufen noch gut von meiner eigenen Schulzeit kenne und ich dachte, ich würde mich in diesen Klassen dann unwohl fühlen. Immerhin bin ich gerade mal 1 Jahr älter als die 13.Klässler, zum Teil sogar gleichalt.
Da Frau Salazar aber spontan vorschlug, gleich nach dem Besuch der 10. Klasse mit in die 13. zu kommen (2 Türen weiter), sagte ich nicht nein und dachte mir "Es wird schon gut gehn". Als ich dann zusammen mit einer Referendarin in die Klasse kam, erkannte ich gleich 2 ehemalige Mitschüler von mir, welche sitzengeblieben waren. Ein anderer Schüler, welchen ich vom Sehen her kenne, meinte "Ey, dich kenn ich!". Ich war erleichtert, denn alle verhielten sich sehr nett mir gegenüber und fragten erstaunt, ob ich denn noch nicht genug von der Schule habe - eine oft gehörte Frage! Ich setzte mich in die letzte Reihe und holte meinen Block hervor, um Notizen zu machen. Mein ehemaliger Mitschüler, welcher auch in der letzten Reihe saß, spähte zu mir hinüber und meinte: "Was notierst du da? Ich wollte ja schon immer wissen, was die Referendare so mitschreiben. Auch über das Verhalten der Schüler?" Ich fand diese Frage recht amüsant, da ich mir dieselbe früher auch abundzu gestellt hatte, wenn ein Referendar in unserer Klasse saß. Wenn ich so meine Notizen anschaue, dann stehen da hauptsächlich Stichworte über den Ablauf des Unterrichts, aber auch ein paar Bemerkungen zum Verhalten des Lehrers und der Schüler, wenn mir etwas aufgefallen ist, das mir besonders wichtig schien. Wie zum Beispiel die bereits erwähnte Sache mit der zurückgegebenen Klausur und den anschließenden Diskussionen.
Das Thema in dieser 13. Klasse war nun also die Lektüre "Ardiente paciencia" von Antonio Skármeta, welches Sternchenthema für das Abitur sein wird - wie auch bei mir im Jahr zuvor.
Folglich kenne ich den Inhalt der Lektüre und das, was wir dazu erarbeitet haben, noch ziemlich gut. Die Aufgabe dieser Stunde war die Analyse eines Gesprächs zwischen dem Dichter Pablo Neruda und Dona Rosa. Diese Aufgabe hatten auch wir letztes Jahr zu bearbeiten. Frau Salazar zeichnete eine Tabelle an die Tafel, in welche sie alles, was von den Schülern gesagt wurde (und korrekt war) eintrug. Wie gewöhnlich stellte sie zu dem Gesagten Nachfragen. Im Allgemeinen arbeiteten die Schüler - es waren 17 an der Zahl - sehr gut mit. Wie in fast jeder Stunde/ Klasse
arbeiteten einige auffällig gut mit während andere sich kaum oder gar nicht meldeten. Nach der Stunde sagte Frau Salazar mir, dass es in dieser Klasse auffällige Unterschiede bezüglich des Niveaus der einzelnen Schüler gäbe. 5 von ihnen seien sehr stark - das waren natürlich diejenigen, die sich in der Stunde am meisten gemeldet hatten -, dann gäbe es noch 2,3 "in der Mitte" und der Rest sei widerum auf demselben Niveau. Meiner Meinung nach ist es besonders in solch einer Klasse, wo der Niveau-Unterschied stark ausgeprägt ist, wichtig, dass man als Lehrer auch diejenigen dran nimmt, welche sich nicht freiwillig melden und die Antworten nicht sofort parat haben. Das ist natürlich anstrengend und wenn man mit dem Stoff hinterher ist, neigt manch einer bestimmt dazu, nur diejenigen aufzurufen, die sich sowieso melden, um mit dem Stoff schneller voranzukommen. In diesem Zusammenhang ist vielleicht noch erwähnenswert, dass die mündliche Notenvergabe eine sehr schwierige Sache ist, die mir bestimmt nicht leicht fallen wird. Ich hatte einmal eine Diskussion mit einem Mathelehrer von mir. Ich war mit meiner mündlichen Note nicht einverstanden und er erklärte mir, dass er das nachvollziehen könne, das mündliche Noten aber fast nie gerecht seien und es unglaublich schwierig sei, diese Noten zu vergeben. Außerdem könne aufgrund meiner Reklamation meine Note nicht verbessern, da sonst auch die anderen Schüler zu ihm kämen und eine bessere Note verlangten. Ich konnte das nachvollziehen, war aber immernoch nicht zufrieden - denn diese Erklärung half mir ja auch nichts!
Zum Schluss der Stunde wurde eine Hausaufgabe aufgegeben (die erste an diesem Tag, die Frau Salazar aufgab, obwohl ich bei ihr fast immer Hausaufgaben hatte!).
Sie knüpfte an das in der Stunde erarbeitete an. Die Schüler sollten bezüglich eines bestimmten Zitats die Argumentation des Protagonists Mario und die des Poeten Neruda vergleichen.

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